Strophanthin
Wenn Du Dich schon einmal gefragt hast, warum bestimmte Heilpflanzen, die über Jahrzehnte hinweg als „Wundermittel“ galten, plötzlich in Vergessenheit geraten sind, dann wirst Du die Geschichte von Strophanthin besonders spannend finden. Diese faszinierende Pflanze spielte einst eine bedeutende Rolle in der Herz-Kreislauf-Therapie, doch heute ist sie nahezu vollständig aus den Regalen der Apotheken verschwunden. Wie es dazu kam, welche heilenden Eigenschaften Strophanthin hat und warum die Pharmaindustrie an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig ist, erfährst Du in diesem Beitrag.
Die Pflanze und ihre Entdeckung
Strophanthin stammt aus den Samen der Pflanze Strophanthus, die hauptsächlich in Afrika und Asien beheimatet ist. Interessanterweise wurde die Wirkung der Pflanze ursprünglich von afrikanischen Ureinwohnern entdeckt, die sie als Pfeilgift verwendeten. Die heilende Wirkung auf das Herz wurde eher zufällig im 19. Jahrhundert durch einen Biologen namens Kirk entdeckt, als dieser während einer Expedition durch die Verunreinigung seiner Zahnbürste seine Herzbeschwerden linderte. Fasziniert von diesem Effekt, brachte er die Samen nach Europa, und so begann die wissenschaftliche Erforschung dieser außergewöhnlichen Pflanze.
Bereits 1885 fand Strophanthin Eingang in die Herzmedizin und wurde als wirksames Mittel gegen Herzkrankheiten, insbesondere gegen Herzinsuffizienz und Angina pectoris, gefeiert. Vor allem das k-Strophanthin und g-Strophanthin, die aus unterschiedlichen Strophanthus-Arten extrahiert werden, erwiesen sich als äußerst effektiv.
Die heilende Wirkung von Strophanthin
Strophanthin ist ein sogenanntes Herzglykosid. Diese Gruppe von Wirkstoffen hat die bemerkenswerte Fähigkeit, die Schlagkraft des Herzens zu erhöhen und gleichzeitig die Herzfrequenz zu senken. Das bedeutet, dass Dein Herz kräftiger und effektiver schlägt, während es gleichzeitig weniger beansprucht wird. Diese Eigenschaft macht Strophanthin besonders geeignet zur Behandlung von Herzinsuffizienz und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Wirkung von Strophanthin beruht auf der Hemmung der sogenannten Natrium-Kalium-Pumpe, die in den Zellwänden des Herzens zu finden ist. Diese Pumpe reguliert den Austausch von Natrium und Kalium zwischen dem Zellinneren und der Zellumgebung. Durch die Hemmung dieser Pumpe bleibt mehr Kalzium in den Herzmuskelzellen zurück, was die Kontraktionskraft des Herzens erhöht. Dies führt dazu, dass das Herz kräftiger schlägt (positive Inotropie), gleichzeitig jedoch langsamer schlägt (negative Chronotropie), was das Herz entlastet. Diese doppelte Wirkung macht Strophanthin so wertvoll bei Herzinsuffizienz und Angina pectoris, da es das Herz sowohl stärkt als auch schont.
Homöopathische Mittel vs. volle Dosierung von Strophanthin
Ein wichtiger Unterschied besteht zwischen den homöopathischen Mitteln und der Anwendung von Strophanthin in voller Dosierung. Während homöopathische Strophanthin-Präparate in sehr stark verdünnter Form vorliegen, zielt die volle Dosierung darauf ab, die direkte pharmakologische Wirkung auf das Herz zu entfalten. Homöopathische Präparate, wie sie in Potenzen von D4 oder D6 erhältlich sind, sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen und werden daher eher zur langfristigen Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems und zur Vorbeugung verwendet.
Die volle Dosierung von Strophanthin, insbesondere in Form von k-Strophanthin, wird hingegen bei akuten Fällen von Herzinsuffizienz und Angina pectoris eingesetzt. Hier kommt es auf die direkte physiologische Wirkung an, die das Herz unmittelbar entlastet und die Durchblutung verbessert. Es gibt Berichte über sehr positive Ergebnisse bei der Behandlung von Herzinfarkten mit Strophanthin, da es schnell und effektiv wirkt, um die Sauerstoffversorgung des Herzens zu stabilisieren. Im Gegensatz dazu wirken homöopathische Präparate sanfter und langsamer und eignen sich eher zur Langzeitbehandlung.
Die Verdrängung durch die Pharmaindustrie
Obwohl Strophanthin jahrzehntelang als wirksames Medikament eingesetzt wurde, begann ab den 1970er Jahren ein langsamer Rückzug dieses Naturheilmittels aus der Schulmedizin. Warum? Hier kommt die Pharmaindustrie ins Spiel. Strophanthin war ein Naturprodukt, dessen Patente abgelaufen waren und dessen Herstellung relativ kostengünstig war. Im Gegensatz dazu versprachen neuere synthetische Medikamente wie Beta-Blocker und ACE-Hemmer höhere Gewinnspannen für Pharmaunternehmen.
Zudem gab es einen „Kulturkampf“ innerhalb der Ärzteschaft, bei dem etablierte Kardiologen die Therapie mit Strophanthin vehement ablehnten. Das gipfelte in einer Veranstaltung im Jahr 1971, die als „Heidelberger Tribunal“ bekannt wurde. Dort wurde der führende Strophanthin-Befürworter, Dr. Kern, öffentlich als Scharlatan abgestempelt. Diese Ereignisse führten dazu, dass Strophanthin immer weniger verordnet und schließlich weitgehend aus dem Verkehr gezogen wurde.
Ein weiterer Faktor war die Nachzulassungspflicht, die in Deutschland für alle Medikamente, die vor 1978 auf dem Markt waren, eingeführt wurde. Da die Kosten für neue klinische Studien sehr hoch waren, konnten sich die Hersteller von Strophanthin-Präparaten diese Studien nicht leisten und nahmen ihre Produkte vom Markt.
Die rechtliche Situation in Deutschland
Die rechtliche Lage von Strophanthin in Deutschland ist komplex. Strophanthin ist nach wie vor ein verschreibungspflichtiges Medikament, das jedoch in der Schulmedizin kaum noch Anwendung findet. Es gibt jedoch Ärzte, insbesondere in der Alternativmedizin, die Strophanthin noch verschreiben, vor allem zur Prophylaxe von Herzinfarkten und zur Behandlung von Angina pectoris.
Apotheken können Strophanthin in verschiedenen Formen herstellen, zum Beispiel als Tropfen, Kapseln oder Ampullen. Diese Präparate sind jedoch oft nur auf Rezept erhältlich, und ihre Herstellung erfolgt in spezialisierten Apotheken, wie beispielsweise der Schloss-Apotheke in Aulendorf. Die Verfügbarkeit von Strophanthin ist also stark eingeschränkt, und Du solltest vor der Einnahme unbedingt mit einem spezialisierten Arzt sprechen.
Die gute Nachricht ist, dass es weiterhin Ärzte gibt, die die Wirkung von Strophanthin zu schätzen wissen und es ihren Patienten empfehlen. Es lohnt sich, gezielt nach solchen Spezialisten zu suchen, wenn Du an Herzproblemen leidest und alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen möchtest.
Fazit
Strophanthin ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein hochwirksames Naturheilmittel aus wirtschaftlichen und politischen Gründen aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt werden kann. Während es in der Vergangenheit tausenden Menschen das Leben gerettet hat, wird es heute nur noch von einer kleinen Gruppe von Ärzten und Heilpraktikern verwendet. Dennoch solltest Du Strophanthin nicht unterschätzen: Die Pflanze hat eine lange Geschichte der Heilkraft, und es besteht die Hoffnung, dass sie in Zukunft wieder eine größere Rolle in der Medizin spielen könnte.
Lass Dich inspirieren, mehr über Strophanthin zu erfahren, und sei kritisch gegenüber der Rolle, die wirtschaftliche Interessen bei der Verdrängung traditioneller Heilmittel spielen. Dein Herz könnte es Dir danken!